3. Platz für FibreCoat
beim Finale der Rice Business Plan Competition in den USA
RWTH Deep Tech gut sichtbar auf internationaler Start-up-Bühne
Vier Forscher des ITA der RWTH Aachen belegten beim weltweit größten und höchstdotierten studentischen Start-up-Wettbewerb, der "Rice Business Plan Competition" (RBPC), den dritten Platz. 2014 hatte sich dort bereits das RWTH-Team Medical Adhesive Revolution (MAR) in der Endrunde gegen 41 Mitbewerber erfolgreich durchgesetzt und damals den mit rund 500.000 US-Dollar dotierten 1. Platz gewonnen.
Aus 440 Bewerbungen unter den Top 3 Start-ups
FibreCoat ist eines von zwei internationalen Teams, die es neben Forschenden von Hochschulen wie dem MIT, Harvard oder UCLA überhaupt bis in das Finale geschafft haben. In der Vorauswahl der "Rice Business Plan Competition" musste sich das Team der RWTH bereits gegen weit über 400 Mitbewerber aus der ganzen Welt durchsetzen. Eingeladen wurden schließlich 54 Start-ups, darunter nur 7 internationale Teams. Als einzige europäische Universität war mit den Wissenschaftlern von FibreCoat die RWTH Aachen vertreten.
Wie schon im Vorjahr wurde der viertägige Wettbewerb, der in diesem Jahr bereits zum 21. Mal stattfand, auch in diesem Jahr wieder virtuell ausgetragen. Die teilnehmenden Teams erhielten im Vorfeld ein virtuelles Coaching und Mentoring und stellten ihre Technologien im Finale in einem Live-Pitch vor. In der Vorrunde konnte sich FibreCoat in der Kategorie „Hard Tech“ durchsetzen und trat schließlich gegen sechs weitere Start-ups aus anderen Kategorien an.
Hochleistungsverbundfasern aus der RWTH
Die FibreCoat GmbH stellt preiswerte Hochleistungsverbundfasern mithilfe einer hochproduktiven patentierten Spinntechnologie her. Es handelt sich dabei um Glasfasern mit Polymermantel oder Basaltfasern mit Aluminiummantel. Dabei kann die FibreCoat GmbH mithilfe einer an der RWTH Aachen entwickelten Beschichtungstechnologie die Einzelfilamente direkt im Herstellungsprozess beschichten und erreicht eine Produktionsgeschwindigkeit von über 1.500m/min sowie eine vollkommen homogene Ummantelung. Mit „AluCoat“ hat FibreCoat im Januar sein erstes Produkt auf den Markt gebracht. Diese Fasern sind 10-mal günstiger als vergleichbare leitfähige Fasern, die zurzeit für Anwendungen in der E-Mobilität oder der elektromagnetischen Abschirmung stark nachgefragt sind.
Mit seiner patentierten Technologie überzeugte das Team von FibreCoat die Jury und gewann so den mit 50.000 US-Dollar dotierten Investitionspreis für den dritten Platz. Das Unternehmen erhielt außerdem zwei weitere Preise (den TiE Houston Angels Preis in Höhe von 100.000 $ und den Best Hard Tech Elevator Pitch Preis des Mercury Fund in Höhe von 500 $), womit sich die Gesamtsumme der Geld- und Investitionspreise für das Unternehmen auf 150.500 $ belief.
RWTH als Gründungsschmiede und Wegbereiterin für den Strukturwandel
"Wir sind sehr stolz, dass FibreCoat beim RBPC 2021 den 3. Platz erreicht hat und das Team gleichzeitig der einzige europäische Finalist war", betont Marius Rosenberg, Managing Director des Exzellenz Start-up Centers in Aachen, der vor sieben Jahren, damals noch als Geschäftsführer der Medical Adhesive Revolution GmbH selbst auf der Bühne in Houston stand, um den Preis entgegenzunehmen, und nun die nächste Generation an Start-ups im Rahmen des RWTH Incubation Program unterstützt. "Mit unserem Incubation Program wollen wir unsere Teams darauf vorbereiten, international erfolgreich zu werden. Die Erfolgsgeschichte von FibreCoat ist eine klare Bestätigung für unsere Mission, Europas führendes Start-up-Ökosystem im Rahmen der Initiative Exzellenz Start-up Center.NRW aufzubauen."
Das Land Nordrhein-Westfalen verfügt mit seinen vielen Hochschulstandorten über ein enormes Potenzial als führende Gründungsregion in Europa. Mithilfe der Initiative Exzellenz Start-up Center.NRW (ESC) zielt das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie darauf ab, an den Universitäten die Rahmenbedingungen für den erfolgreichen „Entrepreneurial Transfer“ zu schaffen, die Gründungsaktivitäten aus den Hochschulen heraus zu intensivieren und so eine flächendeckende Überführung innovativer Ideen in die Gesellschaft zu gewährleisten. Eine der Maßnahmen innerhalb des ESC ist das RWTH Incubation Program für Start-ups mit einem Fokus auf Deep Tech. Das Programm unterstützt Gründerinnen und Gründer in der Frühphase gezielt dabei, ein nachhaltiges und investitionsreifes Geschäftsmodell zu entwickeln und ihr Start-up erfolgreich auf den Weg zu bringen.
Ein Musterbeispiel für erfolgreiche Ausgründungen aus der Wissenschaft
Dass diese Bemühungen Früchte tragen, zeigt die steile Entwicklung des Teams von FibreCoat, das erst zu Beginn des Jahres als eines von 12 Start-ups in Runde 2 des Incubation Programs gestartet ist und nun bereits auf internationaler Ebene überzeugen konnte. Betrachtet man den Gründungszeitpunkt des Start-ups im Februar 2020, so erscheint dieser Erfolg umso bemerkenswerter. Doch dies war nicht der erste Erfolg des Start-ups. Bereits im Gründungsjahr gewann FibreCoat u.a. den RWTH Spin-off Award, belegte den 2. Platz beim Pitch Battle auf der Aachen Technology and Entrepreneurship Conference (ATEC X) sowie beim AC2 Gründungswettbewerb, erhielt die Auszeichnung „Science Start-up“ der Falling Walls Foundation, erreichte den 1. Platz im NUK Bussinessplan-Wettbewerb und schaffte es in die Liste der Top 50 Start-ups in Deutschland.
Die Geschichte von FibreCoat zeigt das große Potential technologiebasierter Ausgründungen aus der Hochschule. Mit seinem dritten Platz ließ das Start-up nicht nur Forschende namhafter nordamerikanischer Universitäten wie Harvard, UCLA und McGill hinter sich. Das Team aus dem ITA veranschaulichte auch eindrucksvoll, dass Europa nicht nur mithalten, sondern auch aktiv mitgestalten kann. Das Innovationspotenzial der RWTH durch Ausgründungen aus der Hochschule gezielt zu nutzen und die Angebote an Forschende im Bereich Wissens- und Technologietransfer zu stärken ist daher als zentrales Ziel in der RWTH-Exzellenzstrategie für die kommenden Jahre verankert.
Anstatt sich auf dem Erfolg bei der RBPC auszuruhen, plant das Team von FibreCoat nun die nächsten Schritte:
„Wir sind besonders stolz auf diesen Erfolg und werden die gewonnene Sichtbarkeit bei Investoren nutzen, um unsere aktuelle Finanzierungsrunde zur Jahresmitte abzuschließen. Zusätzlich gibt uns der Schub aus den USA den nötigen Rückenwind, um weitere Kunden für unser Produkt zu gewinnen und weiter zu wachsen. Dabei freuen wir uns, auf die Unterstützung der RWTH und Ihrer vielen Einrichtungen bauen zu können“, so Robert Brüll, CEO und Mitbegründer von FibreCoat.
Über die Rice Business Plan Competition
Der Rice Business Plan Competition ist der höchstdotierte und größte universitäre Wettbewerb für Start-ups weltweit. Er wird jedes Jahr von der Rice Alliance for Technology and Entrepreneurship an der Jesse H. Jones Graduate School of Business der Universität in Houston, Texas, ausgerichtet. Der erste Wettbewerb fand 2001 mit neun Teams und 10.000 US-Dollar Preisgeld statt. Seitdem ist der Wettbewerb auf 54 Teams in der Endrunde und auf mehr als 1,6 Millionen US-Dollar Preisgeld angewachsen. Der RBPC bietet Studierenden die Möglichkeit, ihre Start-ups zu präsentieren, ihre Geschäftsstrategie zu verbessern und zu lernen, was nötig ist, um ein erfolgreiches Unternehmen zu gründen.
Über die FibreCoat GmbH
Die FibreCoat GmbH wurde im Februar 2020 von Dr. Robert Brüll, Alexander Lüking und Richard Haas in Aachen gegründet. Entstanden ist die Idee zum Start-up am Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen im Jahr 2014 als Robert Brüll einen neuen Ansatz zur Verkürzung der Faserverbundherstellungskette untersuchen wollte. Alexander Lüking konnte diesen Ansatz damals noch als Student erstmals umsetzen und Glasfasern kontinuierlich mit Kunststoff beschichten. Im Rahmen weiterer Projekte sowie der Promotionen von Alexander Lüking und Richard Haas konnte das Verfahren dann auf weitere Materialien übertragen und zur Industriereife geführt werden. Mit dem Beginn einer EXIST-Forschungstransfer-Förderung im April 2019 wurde der Grundstein für den Unternehmensaufbau gelegt, sodass die FibreCoat GmbH im Februar 2020 den Geschäftsbetrieb aufnahm. Durch stetige Weiterentwicklung der Technologie wurde im Januar 2021 das erste Material „AluCoat“ an den Markt und erste Pilotkunden gebracht. Materialien sind die Grundbausteine aller heutzutage hergestellten Produkte. FibreCoat ist davon überzeugt, dass der ständige Fortschritt im Bereich der Materialwissenschaften das Potenzial hat, unsere Umwelt, unsere Gesellschaft und unser Leben nachhaltig zu verbessern. Das erklärte Ziel von FibreCoat ist es, im Streben nach Innovation nachhaltige, zugängliche und erschwingliche Materialien für unseren Planeten und darüber hinaus zu verwirklichen.